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Das »zehn Euro Studio«

Was kann man tun, wenn man ein Bewerbungs-Video drehen muss, aber kein Filmlicht und keinen geeigneten Raum hat? Nun, die Antwort ist einfach, man baut sich ein kleines Studio.

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Ein großer Pappkarton wird U-förmig hinter einem Sessel montiert. Der Sessel steht vor dem Fenster durch das das Licht fällt. Die Kamera wird in einem Abstand von ca. 1 m aufgestellt. An den Flügeln des Pappkartons lassen sich mit Metallklammern unterschiedliche Fotokartons festklemmen.

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Durch unterschiedliche Kombinationen von Reflexflächen, links ein schwarzer Karton und rechts ein weißer Karton, lassen sich unterschiedliche Lichtstimmung erzeugen.

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Auch unterschiedliche Farbvarianten sind möglich.

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Wenn der Hintergrundkarton die entsprechende Leuchtkraft besitzen würde, ließe sich sogar ein Greenscreen-Trick realisieren.

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Weitere Tipps gibts im Video.

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Die sixtinische Madonna im Film Noir

Auch ich habe bei der Dedo Competition mitgemacht und ein Tutorial erstellt.

Hier ist die deutsche Übersetzung:
In diesem Tutorial geht es um die Ausleuchtung eines Doppelportraits. Und da der Lichtkoffer Portable Studio heißt, habe ich kein Fotostudio oder Filmatelier gewählt, sondern ein vollgestelltes Gästezimmer. Die Leuchten sollen mal zeigen was auf kleinem Raum möglich ist.
Ein Mann und eine Frau werden in einem Bild verschieden ausgeleuchtet. Die Frau wird im Licht der Renaissance und der Mann im Licht des Barocks erscheinen. Die Herausforderung besteht nun darin gleichzeitig zwei separate Lichtaufbauten zumachen, ohne das es zu viele Überschneidungen und Streulicht gibt. Auch hat der Raum weiße Wände und eine weiße Decke. Beides reflektiert viel Licht und das kann für eine Film Noir Stimmung schnell zu viel werden. Zusätzliche Fahnen zum Abschatten sind nicht vorhanden. Kein Problem für Leuchten mit einem präzise fokussierbaren Lichtkegel.
Die Models sind weder geschminkt, noch ist die Kleidung besonders ausgewählt. Das Motto war, »setzt euch einfach mal dahin«.

Er wird mit einem hartfokussierten Scheinwerfer beleuchtet, um seinem Gesicht eine männliche Markanz zugeben. Damit der Pullover nicht zu viel Licht erhält, ist das Keylight für ihn mit zwei halben Scrims bestückt, so dass im unteren Bereich des Lichtkegels das Licht zwei Blenden geringer ist. Das Keylight der jungen Frau ist eine kleine Softbox von ungefähr 30 cm Seitenlänge. Das Backlight für Sie ist eine etwas größere Softbox. Das Hintergrundlicht ist eine Goboprojektion. Hier stehen verschiedene Stahl- und Glas Gobos zur Auswahl. Das Backlight für ihn ist ebenfalls ein hartfokussierter Scheinwerfer.

So sieht das Ausleuchtungsergebnis aus. Der junge Mann ist im Stile Rembrandts mit dem typischen kleinen Lichtdreieck auf der rechten, schattigen Seite ausgeleuchtet. Ein Lichtstil der im Barock so um 1630 aufkam.
Das Gesicht der jungen Frau ist bis auf einen winzigen Schatten unter der Nase schattenfrei. In diesem Lichtstil hat der Renaissancemaler Raffael um 1512 die sixtinische Madonna gemalt, eine Lichtführung die mit den Glamourstars Hollywoods auch im Film sehr populär geworden ist.

Um den Anteil der jeweiligen Leuchte am Gesamtergebnis und die Trennung beurteilen zu können, schalte ich jetzt jeweils eine Leuchte ab. Das ist das Softlight für Sie. Das ist das weiche Backlight. Das ist das harte Keylight für ihn. Das ist das harte Backlight für ihn. Und das ist die Hintergrundprojektion.

Und was hat das nun mit Film Noir zu tun? Nun, diese kurze Szene zeigt mehrere wesentliche Stilelemente des Film Noir.
Erstens, und das ist mehr als offensichtlich es ist ein Schwarzweißfilm.
Zweitens, wurden die Darsteller oft nebeneinander im Bild gezeigt. Das ermöglichte lange Dialogszenen ohne Schnitt und Gegenschnitt. Die wiederum zu einer kurzen und rationellen Produktionsweise führten.
Drittens, der Jalousien- Schatten im Hintergrund und Viertens die unterschiedliche Ausleuchtung der Charaktere. Die Femme fatale war ausgeleuchtet wie »eine Heilige« und der Privatdetektiv wie ein »harter Knochen«.

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Lob des Schattens*

Filmlicht wird durch Schatten erst schön. Nur durch die richtigen Schatten kann das Licht seine modulierenden Wirkung entfalten. Schatten definieren die Räume und bestimmen massgeblich die optische Tiefe. Dunkle Schatten entstehen normalerweise dort wo das Licht nicht hingelangt, nicht so tiefe Schatten zeigen sich da, wo das Licht nur über Reflektionen hinkommt. Bei Filmausleuchtungen ist es oft so, das nicht genügend oder nicht die gewünschten Schatten entstehen, es ist einfach zu viel Licht auf dem Set. Wir Filmer brauchen also nicht nur eine definierte »Lichtqualität« sondern auch eine gewünschte »Schattenqualität«. Um Schatten gezielt herzustellen hält die Industrie eine Reihe von Produkten bereit: C-Stands, Flags, Scrims und Coculores.

In diesem Video zeige ich wie ein C-Stand aufgebaut wird und die Wirkungen von Coculores und Co.

*Den Titel des Beitrags habe ich mir von dem wunderbaren Essay »Lob des Schattens: Entwurf einer japanischen Ästhetik von Jun’ichiro Tanizaki« ausgeliehen. Hier beschreibt der Autor geradezu poetisch die Vorzüge einer Ausleuchtung auf niedrigem Lichtniveau.

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